Altern als Selbstverwirklichung

Altern als Selbstverwirklichung

Freiheiten und Zwänge später Lebensphasen im Schnittfeld von Neurowissenschaften, Vorsorge-, Bildungs- und Altersdiskurs

Das Ideal der Selbstverwirklichung zählt zu den Leitorientierungen individueller Lebensführung in westlichen Gesellschaften. Angesichts der Demographie ‚alternder‘ Gesellschaften gewinnt zunehmend auch die Frage nach den Mitteln und Formen der Selbstverwirklichung in den späten Lebensphasen an sozialer Bedeutung. Alter soll nicht nur hingenommen, sondern auch gestaltet werden – hier zeigen sich neue Freiheiten wie neue Zwänge und potentielle Überforderungen.
In jüngerer Zeit tritt auch das mentale Vermögen alter Menschen in den Horizont der Selbstverwirklichungsaufgabe. Die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse über das plastische, mithin entwicklungs- und kompensationsfähige Gehirn werden in Präventionsempfehlungen und Interventionsangebote („Gehirn-Jogging“) umgesetzt. Der Imperativ der Selbstverwirklichung im Alter erweitert sich um die Forderung nach der aktiven Sorge für das eigene mentale Vermögen und deren neurobiologische Grundlage. In der Wechselbeziehung gesellschaftlicher Produktivitäts- und Selbstverwirklichungserwartungen mit den Popularisierungen wissenschaftlicher Diskurse über Krankheitsprävention, ‚lebenslanges Lernen‘, ‚erfolgreiches Altern‘ und die Plastizität des Gehirns verändern sich die sozial wirksamen Konzepte der Altersindividualität und ihrer Gestaltungsräume.
Das Netzwerk nimmt die Veränderungen der ‚Alternsaufgabe‘ durch die genannten Diskurse interdisziplinär in den Blick. Der individualisierungstheoretische Rahmen erlaubt, verschiedene Stränge naturwissenschaftlich-medizinischer sowie sozial- und kulturwissenschaftlicher Alternsforschung in innovativer Weise aufeinander zu beziehen und den Einfluss wissenschaftlicher Altersdiskurse und ihrer Popularisierungen auf die Lebenswelt alternder Menschen selbst zu reflektieren.
Schweres Leiden, Perspektivlosigkeit und Endgültigkeit einer infausten Prognose können Menschen so verzweifeln lassen, dass sie den Wunsch hegen, ihrem Leben selbst und vorzeitig ein Ende zu setzen. Die gesellschaftlich im In- und Ausland geführte Diskussion um „Sterbehilfe“ befasst sich mit vielfältigen Aspekten und Fragen, ob und ggf. in welchen Formen Sterbehilfe gesetzlich zugelassen sein sollte oder aus welchen Gründen diese abzulehnen ist. In Deutschland fokussiert sich die gesellschaftliche und politische Diskussion vor allem auf die Suizidassistenz und die Frage, in welchen Fällen und durch welche Personen sie gesetzlich zu untersagen oder zu erlauben ist. In diesem Forschungsschwerpunkt zur Sterbehilfe geht es um eine Reflektion des rechtlichen Rahmens für Individuen und Institutionen. Rechtliche Freiheit kann in diesem Zusammenhang zugleich rechtliche Schutzlosigkeit bedeuten. Zentrale Bezugspunkte wie Menschenwürde, Selbstbestimmung, Rolle der Ärzteschaft sowie Formen der Unterstützung zum Leben sind interdisziplinär zu verhandeln.


Stand der Forschung


Ausgangshypothesen und Ziele


Arbeitsprogramm

 

Die letzte Sitzung des Forschungsnetzwerkes ist erweitert zu einer großen öffentlichen Tagung: Altern als Aufgabe, 7.-9. März 2018, Heidelberg.


Verantwortlich

  • PD Dr. Thorsten Moos, FEST, Heidelberg
  • PD Dr. Magnus Schlette, FEST, Heidelberg
  • Dr. Saskia Nagel, Universität Twente, Enschede, Niederlande


Fördergeber

Deutsche Forschungsgemeinschaft


Mitglieder des wissenschaftlichen Netzwerks


Publikationen


Berichte

Moos, Thorsten/Schlette, Magnus/Nagel, Saskia (2015): „Altern als Selbstverwirklichung“, in: FEST-Jahresbericht 2014, 55.
Moos, Thorsten/Schlette, Magnus/Nagel, Saskia (2014): „Altern als Selbstverwirklichung“, in: FEST-Jahresbericht 2013, 59.